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Musikprojekt erfolgreich verteidigt
Sparpläne der Stadt bedrohten wichtige Angebote der Gemeinschaftsgrundschule Manderscheider Platz. Dank des großen Engagements, unter anderem der Elternschaft, scheint dieses Szenario jetzt abgewendet.
„Gemeinsames Musizieren ist etwas zutiefst Demokratisches, etwas, das die Demokratie fördert“, sagt Katharina Gödde. Sie ist Mutter eines Jungen, der die vierte Klasse der Gemeinschaftsgrundschule (GGS) Manderscheider Platz besucht und dort, wie sie sagt, „in den Genuss eines besonderen Angebots kommt“. Die Schule bietet in Kooperation mit der Offenen Jazz Haus Schule (OJHS) weit mehr musikalische Förderung an als viele andere Grundschulen. Groß war die Aufregung, als im Zusammenhang mit diversen finanziellen Kürzungen, die der Stadtrat in Erwägung zog, das Musikprofil Manderscheider Platz – von Insidern kurz „MuProMandi“ betitelt – bedroht war.
Was ist MuProMandi?
Das Projekt „MuProMandi“ umfasst zusätzliche Musikstunden während des Unterrichts am Vormittag sowie Angebote in der Ganztagsbetreuung. In „Youngster Bands“ können Kinder gemeinsam eigene Stücke schreiben und sich dabei auch ohne Vorkenntnisse an Instrumenten ausprobieren. Zudem wird Unterricht an verschiedensten Instrumenten angeboten. Tanzen, Singen und Experimente mit der Stimme gehören ebenfalls zu dem vielschichtigen Konzept.
Demo vor dem Rathaus
Aus Sorge vor den Sparplänen entstand an der GGS – wie in vielen anderen Kölner Institutionen – ein Kreis von Engagierten, die unter anderem am 13. Januar vor dem Kölner Rathaus demonstrierten. „Wenn die Jazz Haus Schule die Finanzierung verliert, ist sie als Kooperationspartner der Schule in Gefahr“, fürchteten Gödde und andere Eltern. Umso größer ist jetzt die Freude darüber, dass einen Monat später im Rat entschieden wurde, dass die OJHS 2025 in etwa die gleiche Fördersumme erhalten soll wie im Vorjahr.
„Es ist für uns relevant, dass die Strukturen bleiben, die für viele Eltern Grundlage der Schulwahl waren“, sagt Danielle Cohn, ebenfalls Mutter zweier Schüler am Manderscheider Platz. Mit Blick auf aktuelle Veränderungen des Schulalltags im Zusammenhang mit dem Neubau der Turnhalle sagt sie: „Derzeit ist ohnehin eine aufwühlende Zeit, und vieles bricht weg.“ Zusammen mit anderen Eltern hat sie sich zur Unterstützung einer Demo und Petition entschlossen, „weil wir gemerkt haben, was auf dem Spiel steht. Die Bedeutung der Arbeit der Offenen Jazz Haus Schule geht über Musik und instrumentale Bildung hinaus.“ Das empfindet auch Katharina Gödde so: „Musik ist so zutiefst menschlich, ursprünglich und kulturübergreifend, dass sie für jeden zugänglich sein muss.“
Positiver Effekt auch für andere Schulen
Aber braucht es in Zeiten knapper Stadtkassen ausgerechnet im bildungsbürgerlichen Sülz eine Musikförderung, die über den üblichen Schulstandard hinausgeht? „Die GGS Manderscheider Platz ist für uns eine Keimzelle. Was hier entsteht, kann auch armutsgefährdeten Kindern zugutekommen“, sagt Joscha Oetz, der die OJHS leitet, und nennt als Beispiel eine Grundschule im Görlinger Zentrum: Auch dort gibt es spezielle Musikprojekte, und beide beeinflussen sich gegenseitig positiv. Zudem ist der Beschluss zur Förderung nicht speziell auf Sülz bezogen: „Die OJHS priorisiert ihre einzelnen Projekte innerhalb ihres zur Verfügung stehenden Budgets selbst“, erklärt eine Stadtsprecherin. Neben Schulen ist die Jazz Haus Schule beispielsweise in Jugendzentren, kirchlichen Einrichtungen und Flüchtlingsheimen aktiv.
03.2025 // Redaktion: Johanna Tüntsch, Fotos: Sonja Hoffmann