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Raubkatze streift durch den Südpark: Ein Stück Kolonialgeschichte in Köln entdecken
In Marienburg dürfte es wohl bekannt sein, dass dort im Südpark eine Raubkatze umherschleicht. Der Südpark, von 1898 bis 1901 angelegt, ist eine der kleinsten Kölner Parkanlagen und durchaus einen Ausflug wert. Die hier zu entdeckende lebensgroße Bronzeplastik eines Panthers wurde in den frühen 1920er-Jahren vom Bildhauer Fritz Behn angefertigt und von der Stadt Köln erworben.
In Köln stehen noch zwei weitere Plastiken von Fritz Behn: die „Diana mit springender Antilope“ am Sachsenring und das „Mädchen mit Panther“ im Kölner Zoo. Sie alle stellen jeweils ein Stück Kolonialgeschichte in Köln dar. Der Panther im Südpark soll eine Tafel erhalten, die über Fritz Behn informiert, so hat es die Bezirksvertretung Rodenkirchen entschieden. Mit gutem Grund, denn Behn war nicht nur in der Kolonialbewegung aktiv, sondern auch im Nationalsozialismus verstrickt. Die Infotafel soll voraussichtlich im Frühjahr 2024 aufgestellt werden. Sie wurde vom Autor dieses Gastbeitrages konzipiert und erstellt.
Über den Bildhauer Fritz Behn
Fritz Behn gehört zu den profiliertesten deutschen Tierbildhauern und Porträtisten des 20. Jahrhunderts und erlangte vor allem mit seinen afrikanischen Tierplastiken internationale Anerkennung. Von dem auf seinen Afrikareisen erlegten Großwild fertigte Behn Gipsabgüsse an, die die Grundlage für eine Vielzahl von Groß- und Kleinplastiken bildeten. So entstand auch der Panther im Südpark. Einige seiner afrikanischen Tier-Mensch-Plastiken sind als ebenso rassistisch wie sexistisch einzuordnen.
Neben Tierplastiken schuf Behn Porträtbüsten, Grabmäler, Brunnenanlagen sowie Kriegerdenkmäler und war auch als Autor tätig. Fritz Behn wurde 1878 in Klein Grabow, Mecklenburg-Vorpommern, geboren und verstarb 1970 in München. Nach dem Abitur studierte er an der Kunstakademie München, der heutigen Akademie der Bildenden Künste München, und arbeitete bis zu seinem Tod als freischaffender Bildhauer. Eines seiner bekanntesten Werke ist das überlebensgroße, zehn Meter hohe, in Klinker gemauerte Monument eines Elefanten im Bremer Nelson-Mandela-Park. Dieses 1932 eingeweihte Kolonial-Ehrenmal wurde 1990 anlässlich der Unabhängigkeit Namibias zum „Antikolonialdenkmal“ umgewidmet.
Kolonialismus und Nationalismus
In seinen Afrikabüchern äußerte Behn auch seine kolonialpolitischen Überzeugungen. Er bekannte sich darin zu einem kruden Rassismus und rigiden Herrenstandpunkt gegenüber den afrikanischen Menschen. Fritz Behn, der schon lange vor 1933 aufseiten der extremen Rechten mitarbeitete, vertrat antidemokratische und national-völkische Positionen. Behn votierte noch im Monat von Adolf Hitlers Machtübernahme für die Wiedereinsetzung der bayerischen Monarchie.
In der Folgezeit ließ er eine gewisse Reserviertheit gegenüber dem NS-Regime erkennen, wohl auch deshalb, weil er keine großen Staatsaufträge bekam. Die geringe Anerkennung seitens der Nationalsozialisten kann auf sein dargestelltes Tier- und Menschenbild zurückzuführen sein, welches ganz und gar nicht der glorifizierenden und heroisierenden Vorstellung des Nationalsozialismus entsprach. Er versuchte die Kunstvorstellungen der Nationalsozialisten jedoch nicht durch eine stilistische Anpassung zu bedienen.
Nach 1945 schuf er zahlreiche Kunstwerke, darunter eine Büste von Theodor Heuss, von Maria Callas, sowie ein 1969 in Günsbach im Elsass eingeweihtes Denkmal für Albert Schweitzer.
Eine kritische Selbstreflexion von Fritz Behn über seine rechtsextreme Haltung und sein künstlerisches Schaffen im Nationalsozialismus ist bis zu seinem Tod nicht bekannt. Er sah sich als Opfer der Zeitumstände.
Zurück zum Südpark …
… und ins Hier und Jetzt. Obwohl rund um die kleine historische Parkanlage Straßen verlaufen, können Besucher die Ruhe genießen. Beim Spaziergang unter alten Kiefern oder einem Besuch des Kinderspielplatzes werden sie sehr wahrscheinlich auch ganz gefahrlos der Raubkatze begegnen. Nahe dem heutigen Kinderspielplatz befand sich eine bis in die 1930er-Jahre bewirtschaftete Restauration, die die Stadt Köln nach Plänen des Kölner Architekten Johannes Baptist Kleefisch (1862–1932) erbauen ließ. Das „Südpark-Restaurant“ wurde nach Vorbild eines rheinischen Burghauses ausgeführt. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Restaurant erheblich beschädigt. 1951 erfolgte der Abbruch der Gebäuderuine. Auch an dieser Position im Park wird es eine Infotafel geben.
Erreichbarkeit ab Sülz und Klettenberg
Mit dem Fahrrad oder zu Fuß: Von Sülz oder Klettenberg aus beträgt die einfache Entfernung ungefähr fünf bis sieben Kilometer bis zum Südpark.
Öffentliche Verkehrsmittel: Buslinie 106, Endhaltestelle „Am Südpark“.
03.2024 // von Thomas Wardenbach, Fotos: Thomas Wardenbach, Deutsches Kunstarchiv, Germ. Nationalmuseum, Nürnberg
Das INsülz-Team wünscht ein frohes neues Jahr 2025! Liebe Leser*innen, das neue Jahr ist da – und wir von Ihrem Stadtteilmagazin INsülz & klettenberg hoffen, dass Sie die erste Woche …