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Was steckt hinter Straßennamen in Sülz und Klettenberg?
Ein Spaziergang durchs Veedel
Im gesamten Stadtgebiet von Köln gibt es 5.608 Straßen. 123 davon befinden sich in Sülz und 38 in Klettenberg. Auf einer Route quer durch beide Viertel hat INsülz die Bedeutung von einigen Straßennamen recherchiert und so manche Besonderheit gefunden. Zum Beispiel, dass nur zwei Straßen beziehungsweise Plätze in Sülz und Klettenberg nach Frauen benannt sind. Oder dass die Eifel und der Westerwald bei der Benennung der Straßen eine wichtige Rolle gespielt haben. Machen Sie einen ausgedehnten Spaziergang durch ihr Viertel und betrachten Sie es mal mit anderen Augen.
Wir starten am De-Noël-Platz in Sülz. Er ist nach dem Kaufmann, Maler und Sammler Joseph de Noël benannt, der 1823 den Kölner Karneval wiederbelebt hat. Rundherum stehen schöne alte Bürgerhäuser, es gibt zwei Kneipen und in der Mitte einen Bolz- und einen Spielplatz. Von hier aus geht es stadtauswärts durch die Palanterstraße, benannt nach dem einst mächtigen Geschlecht der Palanter aus Kriel, bis zur Redwitzstraße. Der Dichter Oskar von Redwitz ist hier der Namensgeber. Er lebte Anfang bis Mitte des 19. Jahrhunderts und kam aus Lichtenau in Mittelfranken.
Der älteste Teil von Sülz
Wir befinden uns nun im Kerngebiet des alten Sülz, das ursprünglich ein Arbeiterviertel mit Kleingewerbe war. In den umliegenden Straßen stehen noch typische Beispiele für die damalige Bebauung, zwei- bis dreistöckige Häuser unterschiedlicher Giebelhöhe und kleine Höfe. Durch die Nikolausstraße, deren Namen wohl keiner Erklärung bedarf, gelangen wir in die parallel verlaufende Gustavstraße. Sie ist nach dem Bauunternehmer und Ziegeleibesitzer Gustav Koschin benannt. Er ließ die ersten Häuser an der Straße errichten, zum Beispiel das Backsteinhaus Nr. 42 oder das Haus an der Ecke zur Palanterstraße, durch die wir nun weiterspazieren, bis wir einen Blick in die kurze Speestraße werfen. Der Moraltheologe und geistliche Dichter Friedrich von Spee (1591–1635) ist sogar als Figur am Kölner Rathausturm verewigt.
Wir gehen weiter die Palanterstraße stadtauswärts und vorbei an dem gerade fertig gewordenen farbigen Häuserblock der Wohnungsgenossenschaft Köln-Sülz eG und kommen am Auerbachplatz vorbei. Der Mediziner Dr. Benjamin Auerbach war Anfang des 20. Jahrhunderts Chefarzt des israelitischen Asyls für Kranke in Ehrenfeld und genoss einen hervorragenden Ruf. Auf dem von großen Bäumen umstandenen Areal findet dienstags und freitags einer der beliebten Wochenmärkte im Veedel statt mit Obst, Gemüse, Fleisch, Eier und vielen anderen Lebensmittel, aber auch mit Kleidung und Blumen.
Hier biegen wir in die Blankenheimer Straße und kurz darauf nach links in die Jünkerather Straße ab, umrunden den beschaulichen Münstereifeler Platz (Sie merken schon, wir befinden uns in den Eifelstraßen), bis wir auf der Münstereifeler Straße zum Sülzgürtel gelangen. Ihn überqueren wir und gelangen auf der anderen Seite zum Elisabeth-von-Mumm-Platz.
Sehr wenige Straßen sind nach Frauen benannt
Der Platz auf dem Gelände des ehemaligen Waisenhauses ist eine von zwei Straßen in Sülz, die nach Frauen benannt sind. Die zweite ist die Emmastraße. Damit liegt der Stadtteil noch unterhalb des Prozentsatzes für das gesamte Köln. Dort sind nur vier Prozent der Straßen nach Frauen benannt, aber 30 Prozent nach Männern. Im Juni 2023 hat der Stadtrat beschlossen, dass zukünftig mehr Straßen nach Frauen und non-binären Personen benannt werden, bis Geschlechterparität erreicht ist.
Mitten im modernsten Teil von Sülz
Elisabeth von Mumm (1860–1933) stammt mütterlicherseits aus dem Haus Farina und wohnte zeitlebens in der Kölner Innenstadt. Sie engagierte sich sehr für die Ausbildung und angemessene Bezahlung von Frauen. Außerdem setzte sie sich für die Verbesserung der Lebensbedingungen von Waisen ein. Hier, mitten im modernsten Teil von Sülz, gibt es leider zurzeit keine Gastronomie mehr, die den Platz beleben würde. So bleibt er Fußgänger*innen und Skater*innen überlassen.
Wir gehen auf der linken Platzseite unter der Brücke durch, die die ehemalige Kirche und jetzige Eventlocation Ventana mit den umliegenden Häusern verbindet und betreten den Platz der Kinderrechte. Eine Bürgerinitiative in Sülz hat sich lange für die Umbenennung und die Gestaltung des Platzes mit drei Findlingen eingesetzt, um, wie es auf einer Infotafel heißt, an den „Segen und Fluch für 22.500 Kinder“ im ehemaligen Waisenhaus zu erinnern.
Dann biegen wir in die erste Möglichkeit links ein und erreichen nach wenigen Metern die Anton-Antweiler-Straße. Benannt ist sie nach dem Bildhauer und maßgeblichen Begründer der 1920 aus der katholischen Arbeiterbewegung hervorgegangenen, schon erwähnten Sülzer Genossenschaft. Sie hatte hier auch lange ihren Sitz, bis sie die neuen Büros am Elisabeth-von-Mumm-Platz bezog.
Wir halten uns hier links und gehen über die Neuenhöfer Allee (der Neuenhof war Teil des Klostergutes in Sülz) hinüber für einen kleinen Abstecher in den Beethovenpark. Die Kindertagesstätte lassen wir links liegen und zweigen ab in den ersten Weg links, der rund um die Kita bis in die Elzstraße führt. Die Elz ist ein Nebenfluss des Rheins in Baden-Württemberg – warum ist wohl eine kleine Straße in Köln nach ihm benannt? Sie führt uns zur Berrenrather Straße, die wir queren, um dann nach wenigen Metern rechts in die Himmerichstraße, benannt nach einem Berg am Rand des Siebengebirges bei Bad Honnef im Westerwald, einzuschwenken. Auf ihr erreichen wir den Asbergplatz. Auch bei dem Asberg handelt es sich um einen Berggipfel, 441 Meter hoch im Westerwald. Auf dem so benannten Platz, umstanden von schönen Ein- und Mehrfamilienhäusern, empfängt uns in der Mitte eine von Bäumen und Rosen umstandene Wiese mit Bänken und am anderen Ende ein Spielplatz. Mitten in dieser ruhigen Wohngegend fällt das bunt bemalte Stromhäuschen mit dem kleinen Maulwurf direkt ins Auge.
Über die Luxemburger Straße hinein nach Klettenberg
Ein paar Schritte gehen wir durch die Asbergstraße und gelangen auf die laute Luxemburger Straße, wenden uns nach links zum Fußgängerüberweg und erreichen auf der anderen Seite die Nassestraße und mit ihr Klettenberg. Dr. Berthold von Nasse (1831–1906) war als preußischer Staatsbeamter Oberpräsident der Rheinprovinz, in etwa vergleichbar mit einem heutigen Regierungspräsidenten. Rechts liegt der Klettenbergpark, der immer einen Abstecher wert ist, doch wir gehen weiter auf der Nassestraße geradeaus vorbei an vielen großbürgerlichen, zum Teil villenähnlichen Häusern, bis wir den kleinen Fritz-Eink-Weg erreichen. Der katholische Theologe (1906–1994) war von 1953 bis 1985 Pfarrer an St. Bruno und danach Seelsorger im Seniorenzentrum St. Bruno. Hier, in die sem schmalen Weg mit dem farbigen Wandmosaik, endet unsere Tour.
Wer wieder zurückmöchte zum Ausgangspunkt, der kehrt um zur Nassestraße und gelangt von dort durch die immer wieder sehenswerte Siebengebirgsallee zurück nach Sülz.
07.2024 // Redaktion: Dorothee Mennicken, Fotos: Dorothee Mennicken, Monika Nonnenmacher