- LEBEN
Mythos Weißhaus-Schlösschen
Ganz offensichtlich ging es nicht nur uns so: Das Interesse, das Weißhaus-Schloss am Wochenende 6. und 7. September 2025 zu besichtigen, war riesengroß. Am Sonntag reihten sich Interessent*innen artig in eine Schlange ein, die – nachdem wir gegen 12 Uhr Haus und Park verließen – über die Luxemburger Straße bis an das Hildegard-von-Bingen-Gymnasium reichte. Unsere Fotografin Sonja Hoffmann und ich waren glücklich, dass wir das Schloss mit seinem Wasserpark nach anfänglichen Schwierigkeiten doch besichtigen durften – und ein wenig desillusioniert: Den Mythos Weißhaus-Schlösschen gibt es für uns nun nicht mehr. Mehr dazu, warum wir erst nicht und dann doch das Gelände betreten durften und was es dort zu sehen gab, hier.
Eine Ausstellung macht es möglich
Seit mehr als 30 Jahren wohne ich in Sülz und habe immer schon davon geträumt, Schloss und Kapelle besichtigen zu dürfen. Doch kein „Tag des offenen Denkmals“ hat es möglich gemacht. Nachdem das Gelände vor 2020 zum Verkauf stand und die Universität Köln sich ins Gespräch brachte, träumten bereits viele im Viertel davon, dass hier ein öffentlicher Park entsteht. Doch es kam anders: Der Unternehmer Adam Szpyt von „Bett 1“ erhielt für einen hohen Preis den Zuschlag und kündigte an, vielleicht etwas mit Kunst zu machen. Jetzt war es so weit. Der Künstler Stefan Strumbel erhielt einige Matratzen vom Unternehmen und das Gebäude zur Nutzung – und konnte so seine Kunst der Öffentlichkeit zeigen.
Enttäuschung auf zwei Seiten
Leider gab es auf beiden Seiten eine kleine Enttäuschung: Sicherlich für Stefan Strumbel, weil das Publikum offenbar mehr Interesse an Zeichnungen und Deckengemälden hatte, die auf Matratzen liegend anzusehen waren. Und für uns Besucher*innen, weil wir gern die Kapelle besichtigt und den gesamten Park erkundet hätten. Beides wurde nicht erfüllt. So war vielleicht zu erklären, dass wir, obwohl wir einen Pressetermin vereinbart hatten, zunächst am Sonntag nicht eingelassen werden sollten. Nach dem Zeigen des Presseausweises und einer hartnäckigen Verhandlung wurde uns doch Einlass gewährt. Aber vom Schloss war nur der Wohn- und Ausstellungsbereich zugänglich, der zwar schön renoviert ist, aber nichts mehr von der historischen Schlossherrlichkeit erkennen lässt. Darum erinnern wir uns noch einmal an die Geschichte des Weißhaus-Schlösschens.
Zu den Anfängen des Schlosses
Zum ersten Mal wird das Haus im Jahr 1378 in einer Urkunde erwähnt. Es gehörte zur 957 gegründeten Benediktinerabtei St. Pantaleon. Ein Ehepaar, Godschalk und Johanna Volber, nahm ein Stück Land der Abtei St. Pantaleon in Erbpacht. Übrigens: Wer sich schon immer gewundert hat, warum der Gottesweg so heißt, dem sei erklärt, dass er Teil des Prozessionswegs am Pfingstdienstag von St. Pantaleon nach Sülz war. In den folgenden Jahrzehnten wurde das Weißhaus immer wieder verkauft, zumeist zu einem höheren Preis. Mitte des 15. Jahrhunderts wurde bereits ein Fischteich angelegt, der sich wahrscheinlich damals schon aus dem Duffesbach speiste, der jedoch seit Mitte des 19. Jahrhunderts unter der Luxemburger Straße in Rohren verlegt ist.
Brände waren in Köln allgegenwärtig
Anfang des 17. Jahrhunderts wurde das Weißhaus nach einem Brand von Grund auf erneuert. Der Turm soll noch aus dieser Zeit stammen, was man ihm jedoch heute nicht mehr ansieht. Das gesamte Gebäude wurde 1843 klassizistisch überformt und erhielt damit klare Linien und einen hellen Außenanstrich. 1949 ging es dann in den Besitz des Kölner Kaufmanns Johann Adam Jansen über, der die Kapelle im neogotischen Stil anbauen ließ. Sie wurde vom Kölner Maler Johann Anton Ramboux mit Temperafarben ausgemalt. Nach Kriegsschäden im Zweiten Weltkrieg ließen die damaligen Besitzer das Schloss wiederaufbauen und grundlegend renovieren. Leider konnten wir die Kapelle am 6. und 7. September nicht sehen und hoffen auf eine neuerliche Öffnung von Haus, Kapelle und Park. Dazu haben wir uns bereits an „Bett 1“ gewandt, jedoch bisher keine Antwort erhalten.
Ein großer Park mit altem Baumbestand
Flanieren konnten wir immerhin durch den linken Teil des Parks, der einen wunderschönen Baumbestand besitzt, dessen Wassergraben allerdings nach Sanierung ruft. Bleibt die Hoffnung, dass der Eigentümer dies in Angriff nimmt und künftig öfter die Öffentlichkeit in Schloss, Kapelle und Park einlädt.
09.2025 // Redaktion: Hanka Meves-Fricke, Fotos: Sonja Hoffmann, Ralf Martens (Schlosseingang mit Flur)