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Katrin Schäfer – Goldschmiedin aus vollem Herzen
Seit zehn Jahren ist Katrin Schäfer mit ihrer Goldschmiede im Weyertal eine Bereicherung für unser Veedel. Ihr Weg in die Selbstständigkeit war lang und mit viel Arbeit, aber auch ein wenig Glück verbunden. Im Interview erzählt uns Katrin Schäfer von ihrer beruflichen Reise, die sie vor zwanzig Jahren begann und vor über einem Jahrzehnt nach Sülz führte.
Sie sind 1980 im Oberbergischen geboren und haben neunzehn Jahre später Ihr Abitur gemacht. Welche Fähigkeiten und Leidenschaften haben Sie damals auf Ihrer Suche nach beruflicher Erfüllung begleitet, und welche ersten Schritte sind Sie gegangen?
Meine Mutter hat mir immer gesagt, dass ich schon vor dem Sprechen malen und zeichnen konnte. Die Freude am Gestalten habe ich mir über das Abitur hinaus bis heute beibehalten. Gedanklich kam ich nach dem Abi zunächst auf das Thema Grafikdesign und begann ein Studium in Hennef an der Sieg, das ich später in Essen vertiefte. Währenddessen habe ich gejobbt und mich zwischen Illustrationen und Printmedien bewegt. Doch mit der Zeit fühlte ich, dass dieses Studium für mich zu digital und zu wenig handwerklich war. Etwas fehlte.
Und wie kamen Sie auf die Idee, dass die Tätigkeit als Goldschmiedin Sie beruflich erfüllen könnte?
Den Impuls gab mir eine Freundin während einer abendlichen Bierdeckelaktion. Sie fragte mich plötzlich: „Was hältst du von Goldschmiedin?“ Dann erzählte sie mir, dass ihr Cousin diesen Beruf ausübt und man als Goldschmiedin sowohl gestalterisch als auch handwerklich tätig ist. Vor diesem Gespräch war „Goldschmieden“ gar kein Thema für mich. Es wurde mir erst danach bewusst, dass ich schon als Kind gerne Schmuck gebastelt habe, um anderen eine Freude zu machen. Ich komme aus einer Handwerksfamilie – mein Opa war Schlossermeister, mein Vater Elektrikermeister und mein Großonkel Glasermeister. Schon als Kind wollte ich immer mit anpacken; das hat mich fasziniert und inspiriert.
Was haben Sie nach jenem „Berufsfindungsgespräch“ als Nächstes gemacht?
Ich habe mir einen Praktikumsplatz bei einem Goldschmied gesucht. Damals lebte ich wegen meines Studiums im Ruhrgebiet und wurde in Hattingen an der Ruhr bei einer Goldschmiedin fündig.
Hat sich während des Praktikums bestätigt, dass Goldschmieden das Richtige für Sie sein könnte?
Ja, ab der ersten Sekunde! Als ich am Werktisch saß und Säge und Zangen in der Hand hielt, fühlte es sich direkt wie Heimat an. Mit den gestalterischen Elementen und dem Umgang mit Kund*innen wusste ich: Das ist es, was ich will!
Durften Sie während des Praktikums auch ein eigenes Werkstück anfertigen?
Ja, ich habe ein Lesezeichen aus Silber hergestellt. Das war eine Säge‑, Löt- und Biegearbeit, und ich habe das Lesezeichen bis heute.
Wie ging es nach dem Praktikum weiter?
Es war ein steiniger Weg, einen Ausbildungsplatz zu finden, aber ich blieb dran und hatte Glück. Durch Zufall bekam ich einen Platz bei der Goldschmiedin, bei der ich mein erstes Praktikum gemacht hatte. Ich wusste, ich würde von der Besten lernen und dachte: Jackpot, das mache ich!
Erinnern Sie sich an das erste Schmuckstück, das Sie in Ihrer Ausbildung angefertigt haben?
Ja, mein erstes Schmuckstück war eine Kette mit Röhrchen und Steinen, verbunden durch Ösen. Es war ein aufwendiges Collier und wurde verkauft – das war nur zwei Monate nach Beginn meiner Ausbildung!
Nach der Ausbildung verbrachten Sie Ihre erste Gesellenzeit auf Sylt. Wie kam es dazu?
Meine Chefin zog nach Sylt und eröffnete dort ein Schmuckgeschäft. Ich arbeitete im Verkauf und übernahm für ein paar Monate die Geschäftsführung und Einarbeitung neuer Mitarbeiter*innen.
Inwiefern hat Sie diese Zeit geprägt?
Auf Sylt durfte ich in die Selbstständigkeit hineinschnuppern. Der Kontakt zu Kund*innen und das positive Feedback haben meinen Wunsch, selbstständig zu arbeiten, verstärkt. Nach der Zeit auf Sylt folgten sechseinhalb Jahre Gesellenzeit in Bensberg, wo ich nebenbei in Köln meinen Meister machte.
Vor zehn Jahren war es dann so weit. Sie haben Ihre eigene Goldschmiede eröffnet – in Köln-Sülz!
Ja, der Liebe wegen zog ich nach Sülz. Für mich ist Sülz das Veedel, in dem ich ein Gefühl von Heimat empfinde. Besonders das Weyertal ist wie ein kleines Dorf im Veedel. Meine Goldschmiede ist eines dieser „Wohnzimmer“.
Wie haben Sie 2014 Ihr schönes Ladenlokal im Weyertal entdeckt?
Es war eine spontane Aktion! Wir haben gegenüber in einer Kneipe den FC geschaut, und ein Freund meinte: „Da drüben steht ein Ladenlokal leer. Wäre das nichts für dich?“ Nach ein paar Kölsch bin ich rüber und habe mir die Telefonnummer notiert. Noch in der Nacht habe ich erste Skizzen gemacht – und so ist es später auch geworden!
War es schwierig, das Ladenlokal zu bekommen?
Ja, ich hatte zehn bis fünfzehn Mitbewerber*innen. Ich habe dem Makler jeden Tag gesagt, dass ich ein Unternehmen gründen möchte, das das Veedel bereichert. Am Ende konnte ich mich durchsetzen und habe vor zehn Jahren meine Goldschmiede eröffnet. Jetzt kann ich gleich zwei Jubiläen feiern! (Katrin Schäfer lächelt)
Herzlichen Glückwunsch zu beiden Jubiläen! Wovon lassen Sie sich beim Designen Ihrer Schmuckstücke inspirieren?
Ganz klar von der Natur! Ich bin im Oberbergischen mitten in der Natur aufgewachsen. Die Farben und der Wechsel der Jahreszeiten inspirieren mich. Über die Jahre habe ich eine eigene Handschrift entwickelt, die organische Formen und unregelmäßige Flächen umfasst.
Wie konkret sind die Wünsche der Kund*innen, die mit einer Auftragsarbeit zu Ihnen kommen?
Nicht alle wissen genau, was sie möchten. Ich sage immer: „Es ist besser, zu wissen, was man nicht möchte, als genau zu wissen, was man möchte!“ In Gesprächen mit den Kund*innen gehe ich auf ihre Wünsche ein und fertige Skizzen an. Dabei ist es wichtig, dass wir eine gemeinsame Vorstellung vom Schmuckstück entwickeln.
Was bedeutet es Ihnen, ein Schmuckstück für einen Menschen zu entwerfen und zu fertigen?
Es bedeutet mir viel, etwas zu tun, das ich liebe und das anderen Freude bereitet. Ich habe das Glück, meine Leidenschaft zum Beruf gemacht zu haben und als eigene Chefin arbeiten zu dürfen.
In den letzten zehn Jahren gab es sicher viele schöne, aber auch schwierige Zeiten.
Ja, es gab viele Höhen und auch Tiefen. 2022 war besonders hart, als mein Laden ausgeraubt und verwüstet wurde. Doch ich habe mir gesagt: Wenn ich die Pandemie überstanden habe, schaffe ich das auch!
An welchem Punkt stehen Sie aktuell?
Es beginnt eine neue Ära. Ich habe eine Mitarbeiterin, Frau Bernhard, die ich einarbeiten kann. Das gibt mir das Gefühl, dass meine Goldschmiede auch in den nächsten zehn Jahren in guten Händen ist.
Herzlichen Dank für das Interview!
www.ktrn.de
11.2024 // Redaktion: Anika Pöhner. Fotos: Monika Nonnenmacher